Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind für die Versorgungssicherheit in Deutschland unverzichtbar.
Steigende Cyberangriffe und neue EU-Regelungen wie NIS-2 erhöhen den Druck auf betroffene Unternehmen. Betreiber in Sektoren wie Energie, Wasser, IT und Telekommunikation, Gesundheit oder Transport müssen prüfen, ob sie KRITIS-Schwellenwerte erfüllen.
Für IT-Leitungen, Sicherheitsbeauftragte und Compliance-Verantwortliche bedeutet das: Rechtliche Rahmenbedingungen verstehen und Betreiberpflichten erfüllen, um gesetzeskonform und sicher aufgestellt zu sein.
Was bedeutet der Begriff KRITIS?
Unter KRITIS versteht man in Deutschland sogenannte Kritische Infrastrukturen – also Organisationen und Anlagen, deren Ausfall oder Beeinträchtigung erhebliche Versorgungsengpässe oder Gefährdungen für die öffentliche Sicherheit nach sich ziehen würde.
Der gesetzliche Rahmen wird durch das BSI-Gesetz (BSIG), die KRITIS-Verordnung und ergänzende Regelwerke wie das IT-Sicherheitsgesetz definiert. Mit der schrittweisen Umsetzung der EU-NIS-2-Richtlinie in deutsches Recht kommen weitere Anforderungen hinzu.
Kritische Dienstleistungen im Überblick
Zu den kritischen Dienstleistungen zählen die Energieversorgung, die Trinkwasserversorgung, der Betrieb von Krankenhäusern oder zentrale IT- und Telekommunikationsdienste.
Unternehmen, die in diesen Bereichen tätig sind, gelten als potenzielle KRITIS-Betreiber und müssen prüfen, ob sie die gesetzlich festgelegten Schwellenwerte erreichen.
Gerade im B2B-Kontext ist dieses Wissen entscheidend: Wenn Ihr Unternehmen Teil einer Lieferkette oder Betreiber einer kritischen Dienstleistung ist, haben Sie besondere Sicherheits- und Meldepflichten.
Welche Sektoren gehören konkret zu KRITIS?
In Deutschland definiert das BSI im Rahmen der KRITIS-Verordnung und des IT-Sicherheitsgesetzes, welche Sektoren als Kritische Infrastrukturen gelten.
Diese Bereiche sind so zentral für die Versorgungssicherheit, dass ihr Ausfall erhebliche Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hätte.
KRITIS Sektoren:
- Energie: Strom-, Gas- und Kraftstoffversorgung, Netzbetrieb und Energiehandel
- Wasser: Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung
- Ernährung: Produktion, Verarbeitung und Logistik von Lebensmitteln
- Gesundheit: Krankenhäuser, Kliniken, Notfallversorgung und teilweise Apotheken
- Informationstechnik & Telekommunikation: Rechenzentren, Internetknoten, Telekommunikationsnetze
- Finanz- und Versicherungswesen: Zahlungsverkehr, Börsen, Versicherungsdienstleistungen
- Transport und Verkehr: Bahn, Luftfahrt, Schifffahrt und Logistiknetzwerke
- Weitere Sektoren: Staat und Verwaltung sowie Medien und Kultur
Rechtliche Konsequenzen für Unternehmen:
Für Unternehmen in diesen Bereichen gilt: Sobald die gesetzlichen Schwellenwerte erreicht werden, greifen umfangreiche Anforderungen aus dem BSIG, der KRITIS-Verordnung und zukünftig der NIS-2-Richtlinie.
Das umfasst Meldepflichten, technische und organisatorische Sicherheitsmaßnahmen sowie regelmäßige Nachweise gegenüber Behörden.
Wann gehört ein Unternehmen zu KRITIS?
Nicht jedes Unternehmen in einem KRITIS-Sektor wird automatisch als KRITIS-Betreiber eingestuft.
Entscheidend sind klar definierte Schwellenwerte und Kriterien, die in der KRITIS-Verordnung festgelegt sind.
Was bedeuten Schwellenwerte konkret?
Die Schwellenwerte sind je nach Sektor unterschiedlich und orientieren sich an messbaren Größen:
- Energie: Netzbetreiber, die eine bestimmte Anzahl an Haushalten versorgen oder eine festgelegte Netzlänge betreiben
- Wasser: Trinkwasserversorger, die eine definierte Anzahl von Menschen zuverlässig versorgen
- Gesundheit: Krankenhäuser, die jährlich eine bestimmte Anzahl vollstationärer Fälle behandeln
- IT & Telekommunikation: Rechenzentren oder Internetknoten, die eine festgelegte Leistungskapazität oder bestimmte Kundenzahlen überschreiten
Wer sind KRITIS-Betreiber?
Als KRITIS-Betreiber gelten Unternehmen, die diese Schwellenwerte erfüllen und eine kritische Dienstleistung erbringen, deren Ausfall die Versorgungssicherheit gefährden würde.
Welche Pflichten ergeben sich daraus?
Meldepflichten: Sicherheitsvorfälle müssen unverzüglich an das BSI gemeldet werden
IT-Sicherheitsmaßnahmen: Umsetzung von Maßnahmen nach IT-Sicherheitsgesetz und zukünftig NIS-2-Richtlinie, inklusive regelmäßiger Sicherheitsüberprüfungen
Nachweispflichten: Dokumentation und Auditierung der umgesetzten Schutzmaßnahmen
Was ist die KRITIS-Verordnung und welche Gesetze sind relevant?
Das Herzstück bildet die KRITIS-Verordnung, die im BSI-Gesetz (BSIG) verankert ist. Sie konkretisiert die gesetzlichen Vorgaben und beschreibt im Detail, welche kritischen Dienstleistungen erfasst sind und welche Anforderungen ab den definierten Schwellenwerten gelten.
Rechtlicher Rahmen im Überblick
Nationaler Rahmen: Das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 verpflichtet Betreiber, technische und organisatorische Schutzmaßnahmen nach dem aktuellen Stand der Technik umzusetzen.
Europäischer Rahmen: Die EU-NIS-2-Richtlinie wird schrittweise in deutsches Recht umgesetzt und erweitert den Kreis der betroffenen Unternehmen. Sie führt strengere Melde-, Prüf- und Nachweispflichten ein.
Standards und Zertifizierungen
Um diese Anforderungen zu erfüllen, sind regelmäßige Audits, Prüfungen oder Zertifizierungen notwendig.
Anerkannte Standards sind:
· ISO 27001 (auf Basis des IT-Grundschutzes oder in der internationalen Variante)
· B3S (branchenspezifische Sicherheitsstandards)
· BSI C5 Katalog (bei der Nutzung von Cloud Services)
Diese Nachweise dienen als Beleg dafür, dass die geforderten Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.
Warum ist KRITIS für Unternehmen wichtig?
Compliance und Wettbewerbsvorteile
Sich mit den Anforderungen für Kritische Infrastrukturen auseinanderzusetzen, bringt Unternehmen nicht nur in Einklang mit gesetzlichen Vorgaben. Es schafft vor allem einen nachhaltigen Mehrwert.
Resilienz und Vertrauen schaffen
Unternehmen, die frühzeitig ihre Prozesse an den geforderten Standards ausrichten und ihre Sicherheitsmaßnahmen systematisch überprüfen lassen, erhöhen die Resilienz ihrer Infrastruktur und gewinnen das Vertrauen von Kunden, Partnern und Behörden.
Investition in die Zukunft
Eine nachweislich robuste Sicherheitsarchitektur verbessert die Reputation, schafft Argumente in Ausschreibungen und reduziert gleichzeitig das Risiko von Sicherheitsvorfällen und damit verbundenen Kosten.
Fazit – mehr als nur ein rechtlicher Rahmen
KRITIS ist für Unternehmen in Deutschland mehr als nur ein rechtlicher Rahmen: Es ist ein entscheidender Baustein für Sicherheit, Resilienz und Vertrauen.
Wer sich frühzeitig mit der KRITIS-Verordnung, dem IT-Sicherheitsgesetz und den Anforderungen der NIS-2-Richtlinie auseinandersetzt, schützt nicht nur seine eigenen kritischen Dienstleistungen, sondern verschafft sich auch Vorteile im Wettbewerb und in der Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern.
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Foto: istockphoto/NicoElNino


