Der Cloud-Compliance-Standard im Wandel
Der Cloud Computing Compliance Criteria Catalogue (BSI C5) des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2016 als De-facto-Standard für Cloud-Sicherheit in Deutschland etabliert. Als direkte Reaktion auf die zunehmende Cloud-Nutzung in deutschen Unternehmen und Behörden entwickelt, hat sich der Standard kontinuierlich weiterentwickelt – zuletzt mit bedeutenden Aktualisierungen für 2025.
In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die wichtigsten Änderungen und erklären, warum BSI C5 für Cloud-Anbieter und -Nutzer relevanter ist als je zuvor.
Was ist BSI C5 und wer ist betroffen?
BSI C5 definiert einen umfassenden Kriterienkatalog für die Informationssicherheit von Cloud-Diensten. Der Standard richtet sich in erster Linie an:
- Cloud-Service-Provider: Von großen Hyperscalern bis zu spezialisierten SAAS-Anbietern
- Rechenzentren und Hosting-Anbieter: Mit Fokus auf Cloud-Infrastruktur
- Anbieter branchenspezifischer Cloud-Lösungen: Besonders im Gesundheitswesen, Finanzsektor und für kritische Infrastrukturen
Während BSI C5 formal kein gesetzlich vorgeschriebener Standard ist, hat er in der Praxis quasi-verbindlichen Charakter erlangt. Besonders im öffentlichen Sektor und bei regulierten Branchen wird er zunehmend als Ausschreibungskriterium gefordert.
Die wichtigsten Änderungen 2025
Stärkere Integration mit europäischen Standards
Die neueste Iteration des BSI C5 wurde stärker an die europäischen Compliance-Anforderungen angeglichen. Konkret bedeutet das:
- Harmonisierung mit ENISA-Vorgaben: Abstimmung mit dem European Cybersecurity Certification Scheme for Cloud Services
- NIS2-Kompatibilität: Einbindung der Anforderungen aus der überarbeiteten EU-Richtlinie für Netz- und Informationssicherheit
- DSGVO-Verzahnung: Verbesserte Integration der datenschutzrechtlichen Anforderungen
Diese Harmonisierung reduziert den Compliance-Aufwand für Anbieter, die in mehreren europäischen Ländern aktiv sind.
Verschärfte Anforderungen an die Lieferkette
In Reaktion auf die zunehmenden Supply-Chain-Angriffe wurde der BSI C5 um detailliertere Kontrollen zur Lieferkettensicherheit erweitert:
- Lieferantenrisikomanagement: Tiefergehende Bewertung von Drittanbietern
- Code-Integritätsprüfungen: Verstärkte Anforderungen an die Sicherheit von Drittanbieter-Code
- Kontinuierliche Überwachung: Laufende Bewertung der Sicherheitsmaßnahmen in der Lieferkette
Neue Kontrollen für verteilte Arbeitsumgebungen
Die Post-Pandemie-Arbeitswelt mit Remote- und hybriden Arbeitsmodellen spiegelt sich in neuen Anforderungen wider:
- Zero-Trust-Architektur: Erhöhte Anforderungen an Authentifizierung und Zugriffskontrolle
- Endpoint-Sicherheit: Spezifische Kontrollen für den Zugriff von Remote-Arbeitsplätzen
- Collaboration-Security: Sicherheitsanforderungen für kollaborative Tools und Plattformen
Fokus auf Portabilität und Exit-Strategien
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Vermeidung von Vendor Lock-in und der Sicherstellung nahtloser Migration:
- Standardisierte Datenportabilität: Klarere Anforderungen an Datenexport-Funktionen
- Exit-Management: Detaillierte Prozessanforderungen für Anbieterwechsel
- Interoperabilität: Stärkere Betonung offener Standards und Schnittstellen
Branchenspezifische Auswirkungen
Für Healthcare SAAS-Anbieter
Besonders im Gesundheitssektor haben die Aktualisierungen weitreichende Auswirkungen:
- Patientendatenschutz: Erhöhte Anforderungen an die Verarbeitung besonders schützenswerter Gesundheitsdaten
- Verfügbarkeitsanforderungen: Strengere SLAs für geschäftskritische Anwendungen
- Schnittstellensicherheit: Neue Vorgaben für die Integration mit Gesundheits-IT-Systemen
Die verstärkten Anforderungen spiegeln die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen wider, bei der die Sicherheit und Vertraulichkeit von Patientendaten oberste Priorität hat.
Für Rechenzentren und Cloud-Provider
Infrastrukturanbieter sehen sich mit diesen Hauptherausforderungen konfrontiert:
- Physische Sicherheit: Erweiterte Anforderungen an Zutrittskontrollen und Überwachungssysteme
- Energieeffizienz: Neue Nachhaltigkeitsaspekte im Rechenzentrumsbereich
- Mandantentrennung: Verschärfte Kontrollen für Multi-Tenant-Umgebungen
Gleichzeitig bietet BSI C5 diesen Anbietern einen klaren Wettbewerbsvorteil im deutschen und zunehmend im europäischen Markt.
Warum die Automatisierung der BSI C5-Compliance entscheidend wird
Mit der steigenden Komplexität der Anforderungen wächst der Bedarf an effizienten Compliance-Prozessen. Eine manuelle Nachweisführung ist nicht nur zeitaufwändig, sondern auch fehleranfällig. Moderne Compliance-Plattformen wie Drata können:
- Bis zu 60% des manuellen Aufwands reduzieren
- Die kontinuierliche Überwachung der Kontrollen automatisieren
- Prüfungsnachweise zentral und revisionssicher sammeln
- Die Vorbereitung auf Audits erheblich beschleunigen
Der Weg zur BSI C5-Konformität
Ein systematischer Ansatz zur Erlangung und Aufrechterhaltung der BSI C5-Konformität umfasst typischerweise diese Schritte:
- Gap-Analyse: Bewertung des aktuellen Stands gegenüber den BSI C5-Anforderungen
- Maßnahmenplanung: Priorisierung von Maßnahmen zur Schließung identifizierter Lücken
- Implementierung: Umsetzung der Maßnahmen und Etablierung eines internen Kontrollsystems
- Automatisierung: Einführung von Tools zur Effizienzsteigerung und kontinuierlichen Überwachung
- Testvorbereitung: Durchführung interner Audits zur Validierung der Maßnahmen
- Zertifizierung: Formelle Prüfung durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer
Fazit: BSI C5 als strategischer Wettbewerbsvorteil
Die Bedeutung von BSI C5 geht weit über die reine Compliance-Erfüllung hinaus. Eine erfolgreiche Implementierung:
- Stärkt das Vertrauen von Kunden und Partnern
- Eröffnet Zugänge zu neuen Märkten, besonders im öffentlichen Sektor
- Minimiert Sicherheitsrisiken und potenzielle Datenschutzvorfälle
- Schafft ein strukturiertes Informationssicherheitsmanagement
Gerade für Anbieter im Gesundheitssektor und für Cloud-Provider bietet BSI C5 die Chance, sich als vertrauenswürdiger Partner zu positionieren und regulatorische Anforderungen effizient zu erfüllen.
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Über den Autor:
Thomas Pfützenreuter ist Geschäftsführer und BSI C5-Experte bei Securance-iAP mit über 20 Jahren Erfahrung in der Implementierung von Compliance-Lösungen für regulierte Branchen.